Jürgen Landmann ~ Abenteuer Outdoor
Jürgen Landmann ~ Abenteuer Outdoor

Baruntse 7168m - Nepal 2012

Wegmarkierung an einer Spalte

Tourbericht Teil 6

Unser hervorragendes Küchenteam

Tag 25

Vom Sturm zerfetzt

 

 

 

 

Es war eine echte Sturmnacht. Unser Vorzelt hat jetzt zwar ein Loch, aber alles steht noch. Wir hatten Böen von 100km/h, da war bei keinem an Schlaf zu denken.

Patriotismus vor dem Start. Hinten tobt der Sturm über dem Makalu

 

 

 

 

 

8.30 Uhr blauer Himmel, es wird fast windstill. Weitere vier Leute unserer Gruppe geben auf, steigen ab. Ich will mit Christian weiter hoch, sehen, was geht, wenigstens zur großen Spalte, eventuell an den Grat. Christian kommt aus Lofer in Österreich, ist 35, hat Kraft für zwei, ist ein zäher Hund – ein guter Bergsteiger. Wir passen gut zusammen, verstehen uns blind.

Christian

 

 

 

10.00 Uhr starten wir als Seilschaft, ausgerüstet mit Verpflegung, Funk und Sicherungsmaterial. Wir kommen im spaltenreichen Gelände gut voran und machen am Platz von Camp 2 in 6650 m Höhe Mittagspause. Entgegen der Voraussage hat der Wind wieder zugenommen.

Überraschende Begegnung

 

 

Wir gehen weiter, erreichen bald die ersten steilen und ausgesetzten Abschnitte. Über tiefe Spalten sind Fixseile verlegt. Hier oben kommt uns noch ein einzelner Sherpa entgegen. Er steigt ab. Nun sind wir zwei die Einzigen am Berg. Die Aussicht auf Ama Dablam und unzählige weitere Berge ist atemberaubend.

6830 m - Umkehr, tief da unten ist unser BC

 

Um 13.30 Uhr auf 6830 m erreicht mich Dirk per Funk. Im Camp 1 sitzend bricht er die Expedition ab, befielt uns sofort nach unten. Er droht uns Extrakosten für einen separaten Hubschrauberausflug an und erzählt mir, dass auch Camp 1 bereits abgebaut ist. Hier wollten wir zwei im Abstieg noch mal schlafen! Nach einigem Hin und Her willige ich ein. Als ich Christian davon berichte, explodiert er fast, will weiter nach oben gehen und später nachkommen. So trennen wir uns.

Der Weg ist übersät mit Spalten

 

 

 

 

 

 

Bereits 14.30 Uhr erreiche ich Camp 1, streite mich mit Dirk und packe meine zurückgelassenen Sachen in den Rucksack. Zwei Paar richtig gute Strümpfe bleiben verschwunden. Die trägt jetzt jemand anderes.

Wie ein Packesel

 

 

 

 

 

Ich warte auf Christian, nehme noch vergessene Ausrüstung meiner Kameraden mit. 15.15 Uhr setzen wir uns Richtung BC in Bewegung. Die vollgepackten Rucksäcke machen uns langsam.

Sicherheit ist nicht für alle bezahlbar

 

 

In dem Eishang turnen viele Träger herum, ohne Steigeisen und Gurt. Ich bin froh, an ihnen vorbeizukommen. Als ich im unteren Bereich des Eishangs bin, verliert jemand einen Tragekorb. Korb und Inhalt stürzen in meine Richtung. Einiges verfehlt mich knapp, der Korb verkeilt sich zwischen meinem Seil und den Felsen, Glück gehabt.

Noch eine Stunde zum Lager und zum Dunkelwerden

 

 

17.45 Uhr erreichen wir das BC, völlig platt. Wir packen lediglich Steigeisen und Pickel vom Rucksack, der Rest fliegt so ins Zelt – morgen ist auch noch ein Tag.

Zum Abendessen gibt es Pizza, gebackene Auberginen und Blumenkohl und warmes Mangokompott.

 

Es beginnt etwas zu schneien.

Bildergalerie Tag 25

Tag 26

Ich habe nicht besonders gut geschlafen. 8.00 Uhr gibt es Frühstück. Wir bleiben danach noch lange im Dom sitzen, quatschen, haben ja Zeit.

Dirk möchte uns schon morgen ausfliegen lassen. Mailt zum Verantwortlichen von Thamserku, dem örtlichen Anbieter und Besitzer einer Inlandsfluglinie. Aber irgendwie kommt die Sache nicht voran.

Wir packen also unsere Sachen, sortieren die Ausrüstung, die wohl mit Trägern nach Lukla gebracht werden soll in Taschen und packen unseren Rucksack so weit wie möglich. Abends wird klar, dass das mit dem Heliflug wohl nichts wird. Bleiben wir eben noch einen Tag länger im BC, Zeit ist in Nepal nicht so wichtig wie in Europa.

Tag 27

Die letzte Nacht konnte ich mal richtig gut schlafen, freut sich der Körper. Nach dem Frühstück versuchen alle irgendwie die freie Zeit rumzubringen.

Die Kommunikation per Internet hakt, wir bekommen keine Mails mehr rein. Morgen sollten wir ausgeflogen werden und nun doch mit unserem gesamten Gepäck. Nur wann und wie ist noch unklar. Per Satellitentelefon erfahren wir schließlich, dass der Heli morgen früh 8.00 Uhr da sein will und pro Flug 300kg mitnimmt. Das bedeutet drei Leute mit Rucksack, unser großes Gepäck kommt später. Der wird also locker 10-12 Mal fliegen.

 

Mittags zieht es zu, Schneegriesel setzt ein. Es wird empfindlich kalt. Die kommende Nacht wird mit -16°C im Zelt die kälteste im BC.

Mich befällt eine ganz komische Stimmung, fühle mich als wurde ich hier ausgesetzt. Ich denke, das liegt am Hin und Her ums Ausfliegen.

Unser Team

 

 

 

Im voll besetzten Dom steigt die Temperatur nicht über 4°C. Wir lassen die beiden Sherpa und das Küchenteam „antreten“, bedanken uns bei jedem Einzelnen und übergeben die Trinkgelder. Marc findet einige passende Worte und Rudi stiftet seinen klasse Vogelbeerschnaps der Gemeinschaft.

Tag 28

Hier steigen die Zwei zu

6.15 Uhr aufstehen, packen, jeder baut sein Zelt ab, 7.00 Uhr Frühstück. Bereits halb acht ist der Heli zum ersten Mal im Anflug. Panik macht sich breit. Nur noch die wenigsten frühstücken in Ruhe zu Ende. Schließlich sitze ich mit Torsten allein im Dom.

Wir nehmen den 4. Flug. Unser dritter Mann ist Klaus. Anfangs fliegen wir das breite Moränental hinunter, bis der Pilot mitten im Nichts zur Landung ansetzt. Wir staunen nicht schlecht, als Rudi und Matthias einsteigen. Die hatten vor uns das BC verlassen und wurden hier zwischengeparkt. Beat, Marc und Catrina mussten fast zwei Stunden in der Wildnis ausharren. Die kamen als letzte in Lukla an und schaffen den Rückflug gerade so.

Bei gutem Wetter wird viel geflogen

 

 

 

 

Wir erreichen den legendären Himalaja-Flugplatz 8.40 Uhr als Erste unserer Expedition. Bei strahlend blauem Himmel sehen wir den regen Flugverkehr eine Weile zu, bevor wir ins Terminal hinüberlaufen.

Lukla

Melde mich kurz bei der Gruppe ab und gehe hinüber zur Sherpa-Lodge, kenne mich ja hier ein wenig aus, weil ich vor zwei Jahren bereits hier war. Ich möchte gern ein Foto von mir und meinem damaligen „Portering Guide“ für ihn hinterlegen. Nach einigen Fragen werde ich in die Küche geführt und Nuri sitzt persönlich da, ist überrascht. Wir begrüßen uns herzlich und plauder ein wenig. Seine Freunde lachen herzlich, als sie ihn auf dem Bild sehen, ihm gefällt's.

Nuri und ich im Everest Basecamp 2010
Mit der Maschine vorn rechts fliegen wir

Bald muss ich wieder hinüber zum Tenzing-Hillary-Airport, darf ja meine Maschine nicht verpassen.10.30 Uhr ist Start.

Beim Abheben bemerken wir, dass Christian fehlt! Der war mal für kleine Jungs und hat uns dann verfehlt, dachte anfangs wir wären alle einen Kaffee trinken. Merkte aber bald, dass wir längst in Kathmandu waren. Als er nachfliegen wollte, schloss der Flughafen wegen starker Winde für drei Stunden. Erst 17.00 Uhr kam er mit der letzten Maschine raus.

Blick aus meinem Hotelfenster

 

 

Wir checken unterdessen im Nobelhotel „Yak und Yeti“ ein und widmen uns lange heiß duschend endlich der intensiven Körperpflege. Es ist ein Genuss!

Die Hälfte unseres nachgeflogenen Gepäcks fehlt, mein Rucksack auch. Zum Glück hatte ich saubere Wäsche in Kathmandu deponiert.

Flötenverkäufer

 

 

 

 

Den Nachmittag verbringe ich wieder in Thamel. Schicke Postkarten an meine Liebsten und genieße den Trubel der Stadt.

Bei "Walther"

Auf dem Weg zum gemeinsamen Abendessen, verfahren sich zwei unserer Taxis, finden das verabredete Restaurant nicht.

So gehen wir zu siebt in ein anderes Lokal. Das Fleisch ist superzart und lecker, vielleicht das Beste, was ich jemals gegessen hatte. Leider hatte er nur drei Stück davon, sodass die Kameraden auf andere Gerichte ausweichen müssen. Die sind aber genau so gut. Auch die von uns gewählte Biersorte geht bald zu Ende – auf solch „Andrang“ war der Kerl anscheinend nicht vorbereitet!

Plötzlich steht Jule (eine Freundin von Dirk die in Kathmandu lebt) in der Tür, hat uns gefunden. So findet unsere Truppe doch noch im geplanten Restaurant – von Walther, einem Österreicher geführt – zusammen. Der Abend klingt feucht fröhlich aus.

Bildergalerie Tag 28

Tag 29

Hindugottheit

 

 

 

 

Na klar habe ich gut geschlafen, hatte ja dreieinhalb Wochen kein Bett. 8.00 Uhr Frühstück, das Yak und Yeti lässt sich nicht lumpen, stellt allerlei Leckereien für jeden Geschmack hin. Nervig ist allerdings das entstehende Chaos, das sich durch die zu vielen Frühstücksgäste entwickelt. Das ist dann auch für den Kaffeekellner nicht mehr zu überblicken.

Sie erfüllt alle Klischees

 

 

 

10.00 Uhr hocken wir uns in den gecharterten Bus und fahren in die alte Königsstadt Bhaktapur. Gleich am Eingang staunen wir nicht schlecht, die nehmen echt stattliche 11 € Eintritt.

Die alte Stadt ist eine Art Museeumsdorf, perfekt restauriert, supersauber, aber eben steril. Zu sehen gibt es zahllose Statuen, Pagoden, Tempelschnitzereien und steinerne Bildhauerei vergangener Zeiten.

Es gibt hier mehr Japaner als Sehenswürdigkeiten.

Schon nach kurzer Zeit, haben wir uns alle aus den Augen verloren.

Je höher am Himmel die Glöckchen läuten desto besser für die Gebete

 

 

 

 

Etwas später treffe ich Klaus wieder, gehe mit ihm in die Unterstadt.

Gleich neben der höchsten Pagode Nepals, die fünfstöckig und glöckchenbehangen den Platz beherrscht, rufen einige weitere Mitglieder unserer Expedition zu uns herunter. Wir stoßen zu ihnen und bleiben bis zu Mittag auf der Dachterrasse. Noch einmal gibt es Momos, nepalesische Maultaschen.

Armut überall

 

 

 

 

 

 

Nachmittags bummeln wir noch ein wenig durch Bhaktapur, beäugen neugierig die reistrocknenden Frauen, versuchen den bettelnden Kindern aus dem Weg zu gehen. Danach geht es zurück ins Hotel. Unser restliches Gepäck ist inzwischen da.

Unser Essen war nobler

 

 

Zum Abschlussabendessen sind wir von Thamserku ins „La Sherpa“ eingeladen, ein echter Nobelschuppen. Wieder gibt es unglaublich zartes Steak.

Den Absacker nehmen wir in Sams Bar, ein von einer Tirolerin geführter Musikschuppen. Es hat Spaß ohne Ende, der Laden ist voll. Mitternacht ist Schluss, wir bleiben noch länger.

Nach einem 8000er würde ich hier gerne einkehren

Irgendwann treten wir dann doch den Heimweg an. Kaum draußen auf der Straße verlieren wir uns binnen weniger Minuten. Die Meisten fahren mit Taxi oder Rikscha ins Hotel. Marc und ich laufen. Wir können an einer Straßenecke noch ein Bier erstehen und erwehren uns erfolgreich aller Annäherungsversuche und geheimnisvoll berauschender Angebote der nächtlichen Wesen.

Zurück am Yak und Yeti bleiben wir noch ein wenig in der lauen Nacht sitzen, quatschen mit den Wachmännern und schwatzen ihnen ihre Mützen für ein lustiges Foto ab.

Bald falle ich in mein Bett und in einen tiefen und seligen Schlaf.

Bildergalerie Tag 29

Tag 30

Am Vortag schlief hier ein Hund

 

 

 

Erstaunlicherweise habe ich gut geschlafen und morgens keinen dicken Schädel. Das Frühstückschaos und der Kampf um den Kaffee ist noch schlimmer als gestern.

Ein letztes Mal für dieses Jahr mische ich mich ins Getümmel von Thamel. Ich genieße es, nehme still Abschied.

Ausgang zum Flugfeld

 

 

 

Der Flughafen von Kathmandu hatte noch eine Überraschung für uns vorbereitet. Zuerst gab es endloses Gezeter um unser wieder reichliches Übergepäck, einige wurden massiv zur Kasse gebeten.

Dann war unser Gate natürlich das allerletzte in dem langen Gang, wirklich! Die recht windige Tür war mittels Vorhängeschloss gesichert und, oh Wunder, der Schlüssel war weg. Nepal will uns nicht wirklich gehen lassen. Nach einigen Telefonaten kam dann doch einer mit dem Schlüssel.

Auf Wiedersehen Kathmandu

 

 

Am späten Nachmittag fliegen wir nach Abu Dhabi, haben dort fast 5 Stunden Aufenthalt. Der Weiterflug nach München ist nur zur Hälfte belegt. So können wir uns verteilen und einigermaßen bequem schlafen.

In Deutschland werde ich von meiner Frau Annett abgeholt und herzlich begrüßt. Ich bin zu Hause.

Himalaya Hauptkamm

 

 

 

 

 

Als Abschluss der Expedition könnt ihr in den nächsten Tagen noch, die meiner Meinung nach, besten Bilder ansehen und ein paar lustige Sprüche lesen.



Bildergalerie Tag 30

Aktualisiert am 02.11.2023

3 Jahre verschollen!!!

Meine Postkarte aus dem Kaukasus

Von mir "getestet"

Trekkingfachgeschäft
SummitClimb Gemeinsam zum Gipfel
Ein verlässlicher Partner
Erlebnisreisen
Immer gut informiert
Abenteuer Sport mit Stefan Nestler

Buchtipps

Lincoln Hall
Gerlinde Kaltenbrunner
Peter Habeler
Jon Krakauer
Matthias Falke
Druckversion | Sitemap
© Jürgen Landmann