22.10.2010
Tag des Gipfelangriffs. Mitternacht, aufstehen, frühstücken. Die Bergführer veranstalten eine kleine Puja. Beten und zünden Räucherstäbchen an.
Um 1.00 Uhr brechen wir auf. Die Schweizer zeigen sich erstaunt, dass ich mit ihnen gehe. Eigenartig, wo wir doch gestern gemeinsam trainierten, naja…
Anfangs ist der Weg eher öde, führt über Moränenschutt bis an den Weg des Island Peak. Im unteren Bereich des Berges gehen wir echt langsam in Serpentinen nach oben. Erst nach etwas 2 Stunden machen einige leichte Felsklettereien den nächtlichen Aufstieg spannender. Ich bleibe bei unserem Bergführer bis wir an einer ausgesetzten Stelle am Grat den Grampons Point erreichen.
Hier werden sie Steigeisen angelegt und alle in das Seil ihrer Gruppe eingebunden. Ich bin da nicht so begeistert, will mich nicht an Fremde hängen. So richtig passe ich auch zu keiner der beiden schweizer Seilschaften.Schließlich gehe ich seilfrei mit dem Bergführer vornweg.
Wir kommen gut voran und erreichen bald steileres Gelände. Hier soll ich so lange warten, bis der Guide das Fixseil angebracht hat.
Allein weiter zu gehen erscheint mir nicht so schwer und so folge ich ihm in einigem Abstand. Ich überhole noch eine Dreierseilschaft, bevor ich am Fuß der 70 Grad steilen Eisrinne stehe. Dort sichere ich mich an einem älteren Fixseil und beginne mich hochzuarbeiten. Eisklettererfahrung ist hier echt von Vorteil. Auf halber Höhe kommt mir mein Guide entgegen. Etwas erstaunt, mich schon hier oben zu sehen, reicht er mir unser neues Seil und setzt seinen Weg nach unten zum Rest der Gruppe fort. Ich binde mich um und klettere weiter.
Mehr und mehr Bergsteiger drängen herauf. Also mache ich Platz und beginne meinen Abstieg. Den Grat kann ich ohne Probleme hinter mich bringen, allen Entgegenkommenden ausweichen.
In der Mitte der Eisrinne allerdings hängt eine Frau fest. Ihre Begleiter brüllen hinunter, das hilft nicht. Um überhaupt weiter zu kommen, hänge ich mich in das zweite Seil ein und steige zu ihr ab. Sie hat sich hoffnungslos in einem Seilfiz verknotet und ist heilfroh, dass ich sie befreie.
Von 13.00 – 16.00 Uhr steigen wir noch nach Dingboche ab. Unsere Lodge ist voll belegt und wir wechseln zu einer noch tiefer gelegenen.
Ich wasche mich draußen. Dafür trenne ich wie üblich die freiliegende Wasserleitung. Nach einer Weile kommt ein Sherpa und bittet mich um Beeilung. Drinnen möchte jemand duschen und braucht das Wasser.
23.10.2010
In 3 Stunden laufen wir hinunter nach Tengboche.
Heute habe ich Zeit, das weltberühmte Kloster zu besichtigen. Es ist draußen wie drinnen wunderschön. Ich kann den Mönchen beim Rezitieren zusehen. Im Kloster ist es saukalt. Nachdem es einige Male abgebrannt war, entschlossen sich die Vorsteher, das komplette Gebäude nicht mehr zu beheizen.